Sommerferien für Pflug und Streuer

Abgebaut, gereinigt, gewartet und verstaut: Die Winterdiensttechnik des Städteservice Raunheim Rüsselsheim hat jetzt Ferien – bis zum nächsten Spätherbst. Das Fazit über den vergangenen Winter fällt bei den Experten für Räumen und Streuen entspannt aus: In den vergangenen Monaten gab es nur einen echten Volleinsatz mit Großgeräten, Kleinfahrzeugen und Handkolonnen.


Im Oktober rauf und nach Ostern wieder runter: Wer die Winterreifen seines Pkw nach dieser Faustformel montiert, hat jetzt längst zum Schraubenschlüssel gegriffen. Der Zeitrahmen für Montage und Demontage der Winterdiensttechnik des Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS) ist ähnlich. Aber die Mitarbeiter haben doch etwas mehr zu tun. Schließlich müssen sie Streugeräte und Schneepflüge, Sole-Sprüher und Kehrwalzen nicht nur abbauen, sondern auch penibel reinigen. „Wenn wir das nicht machen, bleiben Salzrückstände in der Technik,“ sagt Werner Fischer, Abteilungsleiter Abfallsammlung und Straßendienste beim STS, „und das würde sich bis zur nächsten Saison durch Korrosionsschäden rächen“.

Rund 60 Mitarbeiter sind in den beiden Heimatstädten des STS im Winterdienst eingesetzt. Mit ihren Großfahrzeugen kümmern sich außerdem um das Räumen und Streuen der Hauptstraßen in Ginsheim-Gustavsburg und Bischofsheim. Von den Fahrzeugen wird dabei kein klassisches Streusalz ausgebracht, sondern meist Feuchtsalz. Das wird aus gekörntem Steinsalz und 30 Prozent Sole gemischt (FS 30 heißt das im Jargon des Straßendienstes). Seit drei Jahren sprüht der STS außerdem mit einem neuen Fahrzeug reine Sole (FS 100).

Die Vorteile der Technik liegen auf der Hand, erklärt Werner Fischer: Feuchtsalz haftet besser auf der Straße und lässt sich präziser ausbringen als gekörntes Trockensalz. Das macht eine präventive und sehr effiziente Glättebehandlung möglich. Unter anderem wird das Salz nicht vom Wind weggetragen. Auch mit dem Sprühfahrzeug für Sole liegt der Städteservice im Trend. Denn in gemäßigten Breiten, wie sie von Raunheim bis zur Mainspitze herrschen, lässt sich das flüssige Mittel besonders sinnvoll gegen Reifglätte, Eisglätte (überfrierende Nässe) und Glatteis einsetzen.

Wie oft der STS zwischen Oktober und April dem Winter die Suppe versalzen muss, weiß niemand vorweg. Deshalb werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Städteservice grundsätzlich in zwei Gruppen für den Bereitschaftsdienst eingeteilt. Wenn dann die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes  in Offenbach Schnee und Eis als möglich nennt, versetzt die Einsatzleitung die Teams in Rufbereitschaft.

Nach den harten und schneereichen Wintern zwischen 2009 und 2011, als die kommunalorange lackierten Räumfahrzeuge ständig ausrücken mussten und in ganz Deutschland das Salz in den Lagern knapp wurde, zeigte sich der Winter diesmal mild: Es gab von Oktober bis April nur einen einzigen Volleinsatz mit Großfahrzeugen, kleinen Streuwagen und Handkolonnen. Trotzdem ist es wichtig, dass der STS perfekt vorbereitet ist, wenn es bitterkalt wird und Glätte die Straßen überzieht. Das gilt auch für die Wochen zum Ende der Einsatzperiode, wenn die ersten Geräte schon demontiert werden: Bei Bedarf, sagt Fischer, kann der STS blitzschnell wieder aufrüsten. „Die modernen Geräte lassen sich zum Glück in kurzer Zeit auf die großen Lastwagen aufbauen oder an die kleinen Multifunktionsfahrzeuge montieren“.

Und auch beim Salznachschub brauchen sich die Kommunen keine Gedanken zu machen. Denn der STS hat nicht nur ein eigenes Depot für bis zu 300 Tonnen Streusalz auf dem eigenen Gelände in Rüsselsheim. Sondern im interkommunalen Salzlager in Wiesbaden werden noch einmal 1.500 Tonnen für Rüsselsheim, Raunheim, Ginsheim-Gustavsburg und Bischofsheim vorgehalten. Aus den weißen Kristallen entsteht auch die Sole. Sie wird in einer eigenen Anlage in Rüsselheim gemischt – mit 22 Prozent Natriumchlorid. Klingt nach exotischer Chemie, ist aber ganz gewöhnliches Steinsalz, wie wir es auch zum Kochen verwenden.