Erfolgsmodell Biotonne feiert Silberjubiläum

In Rüsselsheim und Raunheim ist die Biotonne seit 25 Jahren ein absolutes Erfolgsmodell. Mehr als 13.000 der Behälter werden vom Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS) regelmäßig geleert. Wie wichtig die Biotonne als umweltfreundlicher Wertstofflieferant ist, unterstreicht derzeit auch eine Werbeaktion des hessischen Umweltministeriums


Vom Kaffeefilter über Grünschnitt bis zu den Eierschalen: Es ist pure Energie, was die Bürger in ihren Biotonnen entsorgen. Denn die organischen Abfälle werden zu Biogas vergoren, aus dem wiederum Wärme und Strom entstehen. Was bleibt, ist hochwertiger Kompost. Hessen wirbt daher gemeinsam mit 75 Kommunen im Land für eine noch bessere Ausnutzung der Biotonne. „Jede Bürgerin und jeder Bürger können auch im Bereich Biomüll einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, sagt die hessische Umweltministerin Priska Hinz.

Wie man die Biotonne zum Erfolgsmodell macht, das zeigt ein Blick zum Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS). Denn in den beiden Städten feiert die Tonne bereits Silberjubiläum: Vor 25 Jahren stellten beide Kommunen die Zeichen in der Abfallwirtschaft auf Grün – „quasi schon mit der Einführung des Kreislaufwirtschaftsgesetz zur Abfalltrennung und damit lange vor fast allen anderen großen Städten in Deutschland“ sagt Werner Fischer, Leiter Abfallsammlung und Straßendienste beim Städteservice Raunheim Rüsselsheim (STS).

Heute sammeln die Rüsselsheimer Haushalte ihre organischen Abfälle in insgesamt 10.843 Biotonnen, Raunheim in 2.483 Tonnen. Das ergibt einen sehr guten Anschlussgrad von 95 Prozent, beziehungsweise 91 Prozent der Haushalte. Gerade in den ersten Jahren mussten die damals noch eigenständigen Betriebshöfe experimentieren, um die richtige Technik zur Abfuhr des Biomülls zu finden. Denn die organischen Abfälle unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und ihrem Verhalten von anderen Fraktionen wie Restmüll oder Papier: Die Mischung aus Garten- und Küchenabfällen ist relativ schwer, hat einen hohen Feuchtigkeitsanteil und neigt vor allem bei warmem Wetter dazu, in Zersetzungsprozesse überzugehen. Deshalb wird der Biomüll beim STS grundsätzlich in speziellen Behältern gesammelt und im Wochenrhythmus  mit Trommelfahrzeugen abgefahren.

Der Weg zur perfekten Tonne für den Biomüll erwies sich gerade am Anfang nicht ganz einfach, sagt Werner Fischer: Weder der „Compostainer“ mit Lüftungslöchern im Korpus und einem Abtropfgitter unten in Tonne, noch die Varianten mit Deckelfilter bewährten zu voll und ganz. Als ideale Biotonne erwies sich schließlich ein Modell des Herstellers Henkel mit rundum geschlossenen, konisch zulaufenden Korpus und einem halbkugelförmigen Boden. In diesem Tonnentyp bleibt der organische Abfall vor allem deutlich seltener stecken als in anderen Formen – und es können keine Flüssigkeiten durch Öffnungen in den Seiten austreten. Mittlerweile werden nur noch diese Tonnen angeschafft, sie sind fast flächendeckend im Einsatz.



Den letzten Schritt des Biomülls hin zu Energie und Kompost übernimmt nicht der STS, sondern die Vergärungsanlage der Rhein-Main-Deponie in Flörsheim-Wicker. Dorthin bringen die Abfallsammelfahrzeuge des STS den Biomüll aus Rüsselsheim und Raunheim. Während der Sammeltouren durch die Straßen beider Kommunen wird der Abfall kontinuierlich vermischt. So entsteht eine relativ trockene Masse, die gut entladen werden kann. Diese Mischung der organischen Abfälle aus Küche und Garten, das betonte die hessische Umweltministerin zum Start der „Aktion Biotonne“, ist wirklich wertvoll: „Jedes Kilo, das nicht in der Biotonne landet, ist verschwendet“.

Tonnen-Tips vom STS

1) Was darf in die Biotonne?

In der Biotonne werden sämtliche organischen Abfälle aus Haus und Garten gesammelt. Dazu gehören beispielsweise Gras-, Baum- und Heckenschnitt, Blumenerde, Pflanzenreste und Laub sowie Holzspäne und Sägemehl aus unbehandeltem Holz. Aus der Küche kommen trockene Speisereste, Kaffee- und Teefilter, Eierschalen, Obst- und Gemüseabfälle, Papiertaschentücher und anderes mehr.

Keinesfalls sollten aber beispielsweise Windeln, Verpackungen und Bauschutt in der Biotonne entsorgt werden.

 

2) Wie kann man den Inhalt der Tonne trocken halten?

Insbesondere feuchte Küchenabfälle sollten in Zeitungspapier eingewickelt oder in speziellen Papierbeuteln für Biomüll gesammelt werden. So bleibt der Inhalt der Tonne insgesamt trockener, verdichtet sich nicht so stark und friert im Winter nicht so schnell fest. Wegen der Gefahr der Verdichtung sollte auch frischer Grasschnitt nicht direkt in großen Mengen in die Tonne gegeben werden. Besser wird er mit Reisig und anderem gröberen Gartenabfall gemischt.

 

3) Was ist, wenn sich im Biomüll Maden bilden?

Bei trockenem Bioabfall ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Maden in der Tonne entstehen. Daher empfiehlt der STS gerade auch sehr bei warmem Wetter die Verwendung von Zeitungspapier oder Papierbeuteln. Wenn doch einmal Maden auftreten, kann man einfach den Deckel einige Zeit offen lassen. Denn die Vögel im Garten freuen sich über das eiweißhaltige Futter.